Ich gehöre zu jenen Frauen, die quasi mit der Pille aufgewachsen sind. Eigentlich. Faktisch habe ich sie nie genommen. Das hatte verschiedene Gründe.
In den 90ern war ich einer jener bedauernswerten Teenager, die an schwerer Akne litten. Sogar mein Vater, wahrlich kein Freigeist, hat mir damals, ich war 17, von den Vorzügen der Pille vorgeschwärmt. Mir war das damals egal. Ich hatte keinen Freund und sah nicht ein, warum ich auch noch die Pille schlucken sollte, wenn es keinen Grund (Verhütung!!) gab.
Mit Mitte 20, ich arbeitete längst in meinem jetzigen Beruf (und sehr unregelmässig), lebte ich in einer Partnerschaft. Ich wusste, dass ich für die Pille zu chaotisch war und entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, ein Kind zu bekommen. Nach langem Hin und Her mit meiner damaligen Gynäkologin liess ich mir die Drei-Monats-Spritze verschreiben. Im Rückblick war das der grösste Fehler meines Lebens.
Mein Hormonhaushalt geriet total durcheinander und ich wurde – trotz Spritze – schwanger. Allerdings verlor ich, begleitet von starken Blutungen, den Embryo wenige Wochen später und wurde nun wirklich krank.
Meine Kritik an den Verhütungspraktiken gewisser GynäkologInnen ist eine andere. Ich habe es am eigenen Leib erlebt, dass die meisten ÄrztInnen davon ausgehen, sie müssten unbedingt etwas verschreiben. Ich habe es, ausser bei meiner jetzigen Gynäkologin, nicht erlebt, dass eine sorgfältige Abwägung der Risiken bzw. eine anständige Anamnese gemacht wurde. In meinem Fall führte das während mehreren Jahren zu starken Hormonschwankungen, einem Eierstocktumor und damit meiner jetzigen Unfähigkeit ein Kind auszutragen, sowie zu starken Nebenwirkungen jeglicher Ausprägung.
Sehr viel schlimmer als diese Nebenwirkungen empfand ich allerdings ich die psychischen Belastungen. Sehr verletzt haben mich Gespräche mit meinen damaligen Frauenärztinnen, von denen keine konstruktiven Vorschläge, sondern im Gegenteil Vorwürfe kamen. Mehr als einmal durfte ich mir anhören, dass ich einfach „die falsche Haltung zum Thema hormonelle Verhütung“ hätte. Eine Ärztin hat mir sogar nach meiner Fehlgeburt an den Kopf geschmissen, was ich mir als Frau in meinem Alter dabei denke, nicht einmal „anständig“ zu verhüten.
Nach so vielen Jahren stelle ich mir immer wieder dieselbe Frage: Warum bleibt die hormonelle Verhütung alleine an uns Frauen hängen? Warum gibt es keine Präparate für Männer? (In einem Gespräch mit einem Mann hat der mir zur Antwort gegeben: „Spinnst du? Ich schluck doch keine Chemie!!“)
Der Fall ist klar. Die Verhütung bleibt an uns Frauen hängen, egal ob wir krank werden oder nicht. Wenn wir verhüten und die Medikation nicht vertragen, werden wir als „zickig“ bezeichnet. Wenn wir nicht verhüten und schwanger werden, betiteln uns gewisse Männer als „ausnutzend“. In diesem Punkt hat die Emanzipation viel und gleichzeitig wenig bewegt. Gewonnen hat nur die Pharmaindustrie und das nicht wenig.
ich hatte leider auch immer probleme mit der pille! zuviele östrogene machten mir sehr zu schaffen!! ausserdem hatte ich auch keinen „bock“ jahrelang jeden morgen eine pille einzuwerfen! darum entschloss ich mich mit 22 jahren eine spirale einzusetzen, was ich super vertrug und nur alle 4 jahre ersetzen musste 🙂 … da ich nie kinder wollte, was das für mich die beste methode um zu verhüten.
liebe grüsse, dolores
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Fragen müsste man sich dann, wieso man mit einem Mann zusammen ist, den als seinen Partner bezeichnet, ihm glaubt, dass er einen liebt, der nicht bereit ist, einen Weg zur Verhütung zu suchen, der für beide stimmt. Das mag in einigen Fällen durchaus die Pille für die Frau sein, in ganz vielen anderen Fällen aber eine andere Lösung.
Ich habe über ganz viele Jahre eine sehr hochdosierte Pille geschluckt – aus vielfältigen Gründen, Verhütung war selten einer davon. Ich stimme dir insofern zu, als dass diese Pillen sehr gerne und ohne mit der Wimper zu zucken verschrieben werden, die eigenen Ängste diesbezüglich und Fragen wurden stets abgeschmettert und als nichtig bezeichnet, Gegenargumente gebracht (zum Beispiel erhöhtes Brustkrebsrisiko wurde mit vermindertem Gebärmutterhalsrisiko abgetan…. oder gleich ganz verneint – dazu Stellung zu beziehen ist schwer, denn wissen tue ich es ja nicht).
So oder so: Die Pille hat ihre Wirkung und die nicht zu knapp – sie reichen von Gefühlsschwankungen zu Körperwahrnehmungsveränderung hin zu Kopfschmerzen und anderem Unwohlsein. Ein hoher Preis.
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bemerkenswerte offenheit – wäre in d e r konsequenz nicht mein ding
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Darf ich Dich kurz in den Arm nehmen? (((zora)))
Ich habe den Mist nur ein paar Monate lang genommen. Fühlte mich furchtbar neben den Schuhen, nicht mehr mich selber so ganz ohne meinen Zyklus, der halt einfach ein Teil von einem ist. Danach haben mein Partner und ich 20 Jahre lang erfolgreich mit NFP und bei Bedarf mechanischen Verhütungsmitteln verhütet. Die Bedingung ist natürlich ein Partner, der dabei mitmacht und mitdenkt, was leider heutzutage immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.
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Es ist wirklich unfassbar, wie viele Frauen völlig unkritisch an diesem größtmöglichen (und lukrativen) Menschenversuch der Pharma-Firmen teilnehmen. Mir wurde von InternistInnen wg einer Stoffwechselkrankheit immer davon abgeraten. Trotzdem gab es mehrere Gynäkologinnen, die mir hormonelle Verhütung penetrant aufdrängen wollten. Sofern ich mich weigerte, weil das zu gefährlich sei, wurde ich wie eine Querulantin behandelt. Gleichzeitig erschreckend, dass Fachärztinnen so wenig Ahnung von Alternativen haben und diese auch überhaupt nicht in Betracht ziehen. Weil sie weniger dran verdienen? Verdummtes Frauenvolk macht ja mit…
Mangels Nachfrage ist z.B. in Deutschland heute keine so tolle Diaphragma-Auswahl wie in den 90ern mehr erhältlich (in angelsächsischen Ländern sehr beliebt). Ich hab meine ganzes Sexualleben hervorragend zuverlässig, kostengünstig, selbstbestimmt und komfortabel mit dieser manuellen Barriere verhüten können. Aber die meisten Frauen wissen vermutlich nicht mal, wie das funktioniert. Vertrauen auf die Pillenmafia und zahlen noch einen Haufen Geld dafür.
Brustkrebsraten stiegen rasant in den letzten 30 Jahren? Natürlich nur wegen der „Umwelteinflüsse“… Verdammte Menschenversuche!
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Schöner Artikel und schöne Kommentare! Ich hatte leider auch viele Jahre Probleme mit der Pille… obwohl (oder gerade weil?!) ich durch familiäre Vorbelastung eine östrigenfreie Pille genommen habe. Stimmungsschwankungen und Haarausfall, ständiger Zoff und eine gefährdete Beziehung rüttelten mich irgendwann wach und ich habe die Pille abgesetzt…. dann gabs NFP und im Endeffekt habe ich mich Mitte diesen Jahres für die Gynefix entschieden und kann sie nur weiter empfehlen. NFP mach ich trotzdem zur Beobachtung weiter. Ich versuche mich auch weiterhin auf dem laufenden zu halten, was es an neuen Methoden auf dem Markt gibt und poste das auch regelmäßig auf meinem Blog, mit dem ich versuche die Menschen für die Probleme hormoneller Verhütung zu sensibilisieren. MIr reicht es auf jeden Fall!
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Reblogged this on Liebe Lernen and commented:
wie wahr…
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Hi,
ich bin gerade eben erst über dein Blog gestoßen. Vorweg: Ich bin ein Mann, kenne das problem aber aus der Perspektive meiner Freundin, die die Pille nicht verträgt und sie somit auch abgesetzt hat. In ihren fall war es aber Ihre Mami, die sie über Jahre mehr oder weniger „genötigt“ hat die zu verwenden getreu den Motto „Du bist eine Frau, du must soetwas verwenden.
Ich finde es auch schade das es ausser Kondome keinerlei „halbwegs“ sicherer Verhütungsmethoden für den Mann gibt. Ich wäre auch durchaus bereit z.B. Pillen zu nehmen. Meine Freundin hat jetzt so eine Kupferkette, ganz ohne Hormone. Aber die OP war leider recht schmerzvoll für meine Freundin. Lange Jahre vorher haben wir ab-und-an Kondome verwendet, die aber für mich immer sehr sehr schmerzvoll waren, so das ich selten „lust“ hatte da jeder Gedanke an Sex bei mir gleichzeitig auch den Gedanken an Schmerz ausgelöst hat, was unsere Beziehung dtl. belastet hat.
Pillenmafia> Son schwachsinn. Mir geht dieser Verschwörungsmist, egal wo man auf ihn trifft, und egal über wen er ist, einfach nur auf den Geist. Es gibt sicherlich auch viele Frauen die keine Probleme mit der Pille haben bzw. sogar Positive Effekte festgestellt haben – aber wichtig ist es auch das Ärzte und Vertraute Personen verständniss Zeigen und alternativen aufführen wenn es mit der Pille „nicht“ klappt.
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