Frauenverachtung zeigt sich in vielerlei Facetten. Auf Twitter bin ich via Daniel Menna auf folgenden Zeitungsausschnitt gestossen:
Ich war schockiert, denn natürlich erinnere ich mich noch sehr gut an jene Tage, an denen Cantat Marie Trintignant erschlug.
Als Anhängerin des französischen Kinos traf mich die Nachricht, dass eine meiner absoluten Lieblingsactricen tot war, wie ein Schlag.
Mehr und mehr kamen die Details des Todes von Trintignant ans Licht. Gewalt. Eifersucht. Leidenschaft. Am Ende ist Marie tot, Cantat wird verhaftet und versucht, sich das Leben zu nehmen. Sehr dramatisch.
Das muss sich auch die Journalistin Brigitta Niederhauser gedacht haben. Ihre Rezension von Cantats neuer CD ist einerseits berührend, andererseits lässt sie einen sensiblen Menschen erstarren. So schreibt Niederhauser über „die Katastrophen, die Cantat widerfahren sind“.
Sprachlich gesehen ist diese Formulierung tatsächlich eine „Katastrophe“.
Cantat wird von Niederhauser hingestellt, als sei er ein Opfer, dem etwas furchtbares geschehen ist. Dass dieser Mann eine Frau getötet hat, ist hier nur noch eine Fussnote, eine Unterstreichung des tragischen Duktus dieses traurigen Helden.
Nachtrag vom 13.12.2013
Cantat wird in Frankreich in gewissen Kreisen als romantischer Held gefeiert. Doch offenbar nicht nur dort. Dabei sollte doch nicht vergessen gehen, wie er seine Freundin Marie getötet hat:
Er versetzte ihr mindestens vier schwere Ohrfeigen. Dabei trug er an seinen Händen grosse Metallringe. Er war angetrunken. Im Autopsiebericht steht, dass der Täter mehrfach Gewalt angewendet und Maries Kopf „in einen Punchingball verwandelt“ habe.
Frau stellt sich hier die Frage, was eine weibliche Journalistin dazu antreibt, eine hormongeschwängerte Liebesode an einen Mann zu schreiben, der einen Menschen derart zugerichtet hat. Mir dreht sich der Magen um.