Das Thema „Familienmodell“ beschäftigt mich schon seit einiger Zeit nicht nur privat, sondern auch beruflich. Ich kriege mit, wie sich mein Umfeld damit auseinandersetzt, welche Lösung für welche Beziehung und deren Zukunftsplanung die richtige ist. Beat Matters Artikel von heute hat mich dann bewogen, meine eigene Situation zu beleuchten.
Ich schätze mich glücklich, dass gerade in meiner Herkunftsfamilie verschiedene Vorbilder existieren:
Da waren beispielsweise meine Urgrosseltern mütterlicherseits. Sie heirateten beide zum zweiten Mal, waren verwitwet und hatten die Kinder schon aus dem Haus. Sie arbeiteten bis zum Rentenalter Vollzeit und verdienten sich mit Heimarbeit, Toggenburg!! unzo, etwas dazu.
Meine Grosseltern väterlicherseits waren Bauern. Ich wage zu behaupten, dass man auch sie beide als voll berufstätig bezeichnen durfte. Ihr kam zusätzlich die Rolle der Hausfrau und Mutter zu, aber ich vermute, dass sie beide für ihre Kinder erreichbar waren.
Meine Grosseltern mütterlicherseits lebten ein Modell, das ich noch heute bewundernswert finde. Sie war zeit ihres Berufslebens 100% berufstätig. Er arbeitete in der Textilindustrie und verlor oft seine Arbeit. Er war oft zuhause, hat als Hausmann gewirkt und meine Mutter erzogen. Grossmutter hat mit ihrem Lohn die ganze Familie ernährt. Später hatte Grossvater seine Eltern in ihrem Daheim bis zu deren Tod gepflegt.
Meine eigenen Eltern schliesslich lebten das, was man heute als traditionelles Familienmodell bezeichnen mag. Die Mutter hatte bis zu meiner Geburt als Verkäuferin gearbeitet und war danach Hausfrau und eben: Mutter. Gleichzeitig war es ihr aber sehr wichtig, ihr eigenes Geld zu verdienen. So hat auch sie Heimarbeit geleistet. Mein Vater war zu dieser Zeit im Baugewerbe tätig, wechselte aber einige Jahre später seinen Job und arbeitete als Schulhauswart.
Aber hier hörte es mit dem „Traditionellen“ bereits auf: Meine Mutter arbeitete ca. 50% zusammen mit ihm in dieser Anstellung. Die Arbeit war für uns Kinder natürlich toll, weil wir so nicht nur die Mutter, sondern vor allem den Vater sehr oft um uns hatten, was in den ersten Jahren bei seinem alten Job nicht möglich war. Nach der Scheidung bekam unser Vater das Sorgerecht. Auch dies war zu der Zeit etwas Aussergewöhnliches.
Auch meine eigene Beziehung entspricht nicht dem sogenannt traditionellen Familienmodell. Ich arbeite 100%, mein Freund als Selbständiger von zuhause aus. Er übernimmt einen grossen Teil der Hausarbeit und unterstützt mich in der Betreuung meiner Oma Paula. Wir haben keine Kinder.
Warum ich dies alles schreibe? Ich denke, es gibt nicht DAS richtige Familienmodell. Wie ich am Beispiel meiner Vorfahren erkenne, trifft ein Paar zu einem Zeitpunkt eine Entscheidung und muss diese immer wieder überprüfen. Zu bedenken ist auch, dass diese von vielen, besonders wirtschaftlichen, aber auch persönlichen Faktoren abhängig ist.
Wichtig scheint mir auch die Erkenntnis, welchen Gewinn ich als Kind davon hatte, viel Zeit mit meinem Vater zu verbringen. Ich stelle mir vor, dass sich sehr viele Männer in der heutigen Zeit genau überlegen, wie viel Zeit sie mit ihren Kindern verbringen können, um an ihrer Entwicklung teilhaben zu können. Ich wünsche mir, dass dies möglich ist und Eltern einen für sie passenden Weg finden.