Frauen, Männer, Medien, Politik

Vom Umgang in den sozialen Medien in Zeiten von #nobillag

Wer sich in den „Sozialen Medien“ bewegt, braucht ein dickes Fell oder aber sehr viel Glauben an das Gute im Menschen. Ich persönlich glaube an den Mute-Knopf und, im schlimmsten Fall, ans „Blockieren“.

Ich bewege mich seit 2001 im Internet und auf sozialen Plattformen. Twitter war und ist dabei meine liebste. Hier treffe ich seit Jahren täglich Freunde, Bekannte und Gleichgesinnte, nehme an ihrem Leben teil und informiere mich über das aktuelle Tagesgeschehen. Ich schätze hierbei den Kontakt zu Menschen, die ich ohne Twitter nie getroffen hätte. Wer den Mut hat, seine Filterblase zu vergrössern, wird es nicht bereuen.

Die Schweizer Twittersphäre ist überschaubar. Hier kennt fast jeder jeden.
Umso härter tobt die verbale Schlacht im Vorfeld der Abstimmung über die #nobillag-Initiative. Mit einem Mal scheint die Twitter-Schweiz in ein Ja- und in ein Nein-Lager geteilt. Dazwischen gibt es praktisch nichts und keinen.

Ich bloggte mehrere Jahre lang auf meinen Fernsehblog tvreal.ch über das SRF, oft auch ausgesprochen kritisch, und habe dabei einige sehr nette Menschen kennengelernt. Bereits damals habe ich mich immer wieder über die abgehobene Haltung gegenüber den Kunden geärgert. Dass SRF beispielsweise das Publikum für zu doof für die wunderbare Serie „Mad Men“ hielt, fand ich einfach nur arrogant und für mich total unverständlich. Damals begann ich, „meine“ Serien auf anderen Kanälen zu konsumieren.

Don’t share.
Ich teilte in den letzten Monaten viele informative Links und wurde deswegen von anderen Twittern mehr oder weniger freundlich angegangen. Mitarbeitende von SRF fragten mich öffentlich und privat, konfrontierten mich mit Sätzen wie: „Schade, dass du auf einmal so verbittert bist“ oder „Aber du warst doch immer so ein grosser Fan von SRF?“ oder „Wie kannst du jetzt nur für #nobillag sein?“

Ich eigne mich schlecht zum Fangirl. Und als verbittert würde ich mich ganz bestimmt nicht bezeichnen. Getroffen haben mich solche sorglos hingeworfenen Worte trotzdem. Ich empfinde diese Art von sozialem Druck als ziemlich unhöflich.

Die Begeisterung ist längst versiegt.
Begeistert bin ich von all den Sendern der SRG SSR schon lange nicht mehr. Aber die durchaus vorhandene Sympathie für die Mitarbeitenden der SRG reicht für mich nicht als Entscheidungsgrundlage in dieser Abstimmung aus. Ich empfinde die Billag-Gebühren als viel zu hoch und möchte gerne selber entscheiden, wofür ich diese (für mich) beachtliche Summe ausgebe. Ich bekomme mit, dass es vielen Gleichaltrigen in meinem Berufsfeld ähnlich geht. Dass jeder diese Gebühren in gleicher Höhe für Angebote bezahlen muss, die sie oder er nicht gar nicht konsumiert, empfinde ich als ungerecht. Dass #nobillag-Befürworter wegen dieser Haltung gleich in die demokratiefeindliche Ecke abgeschoben werden, finde ich im höchsten Masse befremdlich.

„Solidarität“ auf Kosten Armer. Well done!
Stellen Sie sich vor, sogar Demenzkranke bezahlen Billag:. Solange sie in den eigenen vier Wänden leben, selbst wenn sie nicht einmal mehr wissen, was ein TV oder ein Radiogerät ist, geschweige denn ein solches Gerät bedienen können, sind sie billagpflichtig. Als Empfänger von Ergänzungsleistungen könnten sie sich befreien lassen. Aber die Betroffenen müssen selbst aktiv werden oder aber auf einen kompetenten Beistand hoffen, der weiss, dass eine Befreiung möglich wäre. Zwischen Spitex- und Pflegekostenabrechnungen geht die Billagrechnung aber oft unter. Diese Gruppe von Menschen hat keine Lobby. Hauptsache, die Kohle fliesst. 451.- Stutz sind ja nicht die Welt.

Don’t discuss!
Meine Sichtweise brachte ich in einer Diskussion mit SRF Eco-Moderator Reto Lipp ein, der mir dann auch rasch vorwarf, ich würde Demenzkranke für die Abstimmung instrumentalisieren. Die darauf folgende Diskussion zeigte mir rasch auf, dass sachliches Diskutieren nicht immer die Sache der Initiativ-Gegner ist. Also liess ich es bleiben.

Beschimpfungen von allen Seiten
Der Ton im Netz hat sich in den letzten Monaten vor der Abstimmung verschärft. Initiativ-Befürworter werden regelmässig von den Gegnern als Staatsfeinde, Populisten, rechte Hohlbirnen und libertäre Hetzer beschimpft. Umgekehrt unterstellen viele den Gegnern kommunistische oder gar stalinistische Tendenzen oder einfach nur eine ungesunde Staatshörigkeit. Aber mein Eindruck ist, dass die Befürworter der Initiative häufiger und stärker unter der Gürtellinie angegangen werden. Man zeigt sich in den sozialen Medien #nobillag gegenüber nur schon aufgeschlossen und hält die Initiative für bedenkenswert? Dann ist man Sektierer, krank, vaterlandsloser Gesell, brandgefährliche Zecke oder libertärer Fanatiker und darf dementsprechend angepöbelt werden.

Wer sind die Hater?
Der durchschnittliche Hater scheint über vierzig und männlich zu sein. Ich vermute „frustriert“ ist ebenfalls ein weiteres Attribut dieser Spezies. Beim Lesen verschiedenster Online-Kommentare taucht bei mir der Verdacht auf, dass diese Männer mittleren Alters aus allen politischen Lagern stammen. Hass auf andere und ein tiefes Selbstwertgefühl scheinen kein Parteibuch zu haben.
All diesen Männer gemein ist die Wut, wenn nicht gar ein Hass auf Frauen. Sie lassen ihren aufgestauten Frust in Kommentarspalten, in Threads, via private Nachrichten oder aber in anonymen Schreiben vorwiegend an weiblichen Usern aus.

Bei der #nobillag-Abstimmung ist das nicht anders. Wer sich öffentlich, und das sind Twitter und Facebook nun mal, zu Wort meldet, muss damit rechnen und leben, dass er beschimpft, angegriffen, beleidigt und verbal verletzt wird. Auch ich wurde per PN mehr oder weniger freundlich gebeten, endlich zu #nobillag zu schweigen. Ich wurde und werde beschimpft und angegriffen. Ist das der Preis der Meinungsfreiheit in der Schweiz?

War früher alles besser?
Kaum. Es ist ja nicht erst seit wenigen Jahren so, dass Abstimmungen unser Land geteilt haben. Ich nehme an, dass dieser Hass bereits bei den Frauenwahlrecht-Abstimmungen zu spüren war. Schon damals werden sich gerade Männer wüste Schlötterlig an den Kopf geschmissen haben. Aber wissen Sie was? Jemanden am Stammtisch direkt „Schofseckel“ zu nennen hat dann doch eine andere Qualität, als anonym wildfremden Leuten zu schreiben: „Halt die Fresse!“ Eine konstruktive Diskussion ist mit solchen Menschen nicht möglich. Haters gonna hate.

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Feminismus, Frauen, Männer, Medien, Sexismus

Die einzig wahre Mutter

Manchmal frage ich mich schon, was in gewisse „Journalisten“ gefahren ist, dass sie solche Fragen stellen wie Michèle Binswanger sie in ihrem Text über Steffi Buchli beschreibt. Kriegt man im Journalistik-Studium „abschätziges Fragen“ geprüft? Gibts da extra Lehrmittel dafür, wie man(n) einer Frau Scheiss-Fragen stellt?

Ich weiss natürlich schon, dass der Blick für gewisse Menschen in diesem Land eine Art helveto-feministisches Kampfblatt mit bunten Bildern darstellt. Schwangerschaftspfunde sind ja schliesslich auch ein Thema, das Gross und Klein interessiert, gleich neben Bauchstraffungen und Vaginalkorrekturen. Ich frage mich, warum Blick-Journalisten frisch gebackene Vater nie ähnlich geistreich Dinge wie diese hier fragen: „Sagen Sie, tut Ihnen der Penis immer noch weh von der Fickerei mit Ihrer Frau?“ oder „Haben Sie sich bei der Geburt übergeben? Sie sind doch sonst so sensibel?“ Nee, sowas würde man(n) aus lauter Anstand ne fragen.

Ein weiteres Mysterium in der heutigen Zeit sind die Kommentarspalten gewisser Zeitungen. Man könnte meinen, die Autorinnen jener hasserfüllten Statements gegen Steffi Buchli seien Anwärterinnen für die Verleihung des Mutterordens.

Was treibt Frauen (Mütter!) dazu, über einen fremden Menschen so zu urteilen? Steckt da die unterschwellige Angst dahinter, selber eine schlechte Mutter zu sein, weil frau die eigenen Bedürfnisse eventuell doch ernst nimmt? Hat jemals ein Kerl zu seiner Frau nach so einem Kommentar gesagt: „Wow, Cindy, du bist die beste Mutter von allen und du kannst auch noch lesen und schreiben! Ich mach dir gleich noch ein Kind!“
Wohl eher nicht.

Also, Schwestern: warum macht ihr das?

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Medien, Sexismus

Schlampen für die NZZaS

Wenn frau etwas für ihre gute Laune tun will, dann sollte sie schwimmen gehen, ein Buch lesen, die Katze streicheln, aber niemals, niemals! die NZZaS lesen. Tut sie es dennoch, dann besteht die hohe Möglichkeit, dass sie das liebevoll zubereitete Sonntagsmahl in hohem Bogen in die frisch gereinigte Kloschüssel zurückbefördert.

Die NZZ, über Generationen eine Garantin für „guten“ Journalismus, hat sich in ihrer Sonntagsausgabe zu einem bunten Revolverblatt entwickelt. Da werden Tipps übers stilvolle Altern verteilt oder aber mit mit Beiträgen wie „Frau, aber richtig: die neuen Regeln (!) für das altersgerechte Frausein“ träge Verdauungssysteme angekurbelt.

Frauen, über 30, die bauchfrei tragen, werden in diesem Blatt schnell mal als „Schlampen“ betitelt. Das lässt mich sprachlos zurück ob soviel Überheblichkeit und offensichtlich hormoneller Überreiztheit. Was geht es einen Journalisten, eine Journalistin an, was ihre Leserinnen tragen und was nicht?

Die Sache mit der liberalen Haltung scheint in Sachen Mode bei der NZZ ein müder Darmwind zu sein. Leben und leben lassen? Aber nicht, wenn es um einen weiblichen Bauch geht, der nicht mehr dem pornösen Bild gewisser vom Leben gebeutelter Schreiberlinge entspricht. Nieder mit den Bäuchen! Notfalls einfach beschimpfen! Wenn die NZZaS sowas schreibt, kanns ja nur stimmen!

Da bleibt einem nur eines: zuschauen und wenn das Abo abgelaufen ist, nicht mehr erneuern. Und: mit nacktem Bauch auf der Terrasse liegen, Champagner trinken, ein Buch lesen und mit der NZZaS den Grill anfeuern.

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Männer, Märchen, Medien

Wider die Gewalt und die verharmlosende Sprache

Ich möchte nicht, dass jemand mein Kind anfasst, schlägt, es vergewaltigt oder tötet. Wer sowas „unsittliches Berühren“ nennt, muss ein Herz aus Stein und nichts im Hirn haben. Das Leben und die Würde eines Menschen sollen unantastbar sein.

Ich möchte nicht, dass jemand meinen Mann oder meine Frau prügelt, vergewaltigt oder foltert. Ich habe Angst davor, dass jemand meinem Liebsten ein solches Leid antun könnte, nur weil jemandem die Nase nicht passt oder er die falsche Hautfarbe hat.

Die Vorstellung, dass jemand meine hochbetagte Oma schlägt, nur weil sie demenzkrank ist und nicht mehr schnell reagiert, ist unerträglich. Kein Mensch hat das Recht, einen alten Menschen zu misshandeln.

Die Vorstellung, dass Menschen einen behinderten Menschen missbrauchen, quälen und vergewaltigen, widert mich an. Doch leider ist es eine Realität.

Ich will nicht, dass jemand meine Tiere aus lauter Lust am Quälen und Misshandeln tötet, ihnen wehtut und dabei auch noch Freude empfindet. Doch Tiere sind in der Schweiz nicht mehr wert als das Fleisch, das man verwerten könnte.

Ich will nicht, dass mir jemand auflauert, mich schlägt, misshandelt, vergewaltigt und tötet, nur weil ihm langweilig ist oder er eine schwere Kindheit hatte.

Das Recht auf Unversehrtheit besteht. Aber in der Realität ist dieses Recht nichts wert. In der Schweiz können Männer nicht vergewaltigt werden und Opfer jeglichen Geschlechts müssen beweisen, dass man ihnen ein Unrecht angetan hat. Juristen hinterfragen dies nicht. Sie tun Dienst nach Vorschrift. Und Journalisten, die Artikel über Gewaltakte verfassen, sind entweder zu faul oder zu dumm, um klare Worte zu finden. Und so wird der Mord an zwei Menschen mit einem Mal zum „Beziehungsdrama“.

Das ist krank.

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Frauen, Männer, Medien, Sexismus

Sind Narben böse?

Ich habe heute einen Artikel im Tagi online gelesen und mich geärgert. Ist es wirklich so, dass die allgemeine Meinung herrscht, Jungs dürften keine Narben (mehr) haben?

Jungs, die Narben haben, sind also Helden. Weil: Männer kämpfen mit Dinosauriern, Drachen und anderen Untieren und werden dabei verletzt. Das darf man dann auch sehen.

Was ist mit Mädchen?
Dürfen Frauen und Mädchen Narben tragen?

Ist es nicht in der heutigen Zeit eine unsägliche Provokation, am ansonsten perfekten Körper eine wulstige Narbe (oder sogar zwei!) zu haben? Ist eine vernarbte Frau auch eine Heldin? Oder ist sie einfach nur eine Frau, die zu wenig Geld hat, um sich unerwünschte Rückstände auf ihrer Haut wegzumachen?

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht.
Mir geht diese Diskussion auf die Nerven. Das Leben hinterlässt nun mal Narben. Die einen sind sichtbar, die anderen unsichtbar. Es ist keine Schande, eine verheilte Wunde zu tragen.

 

 

Disclaimer: Die Autorin trägt zwanzig Narben an ihrem Körper und hat kein ästhetisches Problem damit.

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Frauen, Männer, Medien, Politik

Übers anonyme Bedrohen und Beleidigen

Gestern war einer jener Tage, an denen ich nur ein Mü‘ davon entfernt war, meine Accounts zu löschen und einfach so zu verschwinden.

Ein Phänomen, dem ich immer wieder begegne in letzter Zeit, ist das Beschimpfen und Bedrohen. Man hat mir geraten, Anzeigen bei der Polizei zu machen. Ich denke, es ist eine sinnlose Geschichte.

Während die konservativen Kräfte in der Schweiz die Meinungsfreiheit und ihr Recht auf Diskriminierung anderer hoch halten, ist es im Netz schon längstens Realität. Die Anonymität gibt dir schliesslich immer recht.

Im Rahmen der #mei-Abstimmung, in der ich mich offen zu einem Nein bekannt habe, wurde mir bewusst, wie die Kräfte wirklich spielen.

Nach der Abstimmung bekam ich vereinzelte Tweets, in denen man mir noch mehr oder weniger freundlich die „Ausreise“ aus der Schweiz empfahl. Menschen, die neben ihrem Hass noch ein wenig Stil besassen, wünschten mir einen Koffer, die weniger netten lediglich einen gepackten Rucksack.

Einige Tage später wurden Rückmeldungen etwas heftiger. Eine Reise ins KZ unter die Vergasungsdusche war ein Wunsch an mich, dem ich leider nicht nachkommen konnte. Ein anderer wünschte sich, man würde einer wie mir das Gesicht wegschiessen. Offenbar hatte dieser gerade eine Doku über Verletzungen im Ersten Weltkrieg gesehen und/oder mochte meine Wangenknochen nicht leiden.

Ich bin keine öffentliche Person, trotzdem beschimpft „man“ mich in Mails oder Tweets als „linke, abartige, geistig längst weggetretene Stinkf****“. Vor Weihnachten hat mir einer gewünscht, man möge mich doch bitte schnell vergewaltigen. Den Tweet hat er sehr schnell wieder gelöscht. Man(n) macht ja ganze Arbeit.

Natürlich kann ich jetzt mit all den Mails zur Polizei gehen. Aber ich glaube nicht, dass sich was dran ändert. Es kriegt keiner in diesem Land eine Strafe, weil er anderen was wünscht.

Offenbar sind die diejenigen, die die Meinungsfreiheit so hoch halten, die gleichen, die anonym andere Mitbürger bedrohen. Von wirklicher Männlichkeit zeugt das nicht.

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Frauen, Männer, Medien

Blogstöckchen

Ich hasse Vorsätze fürs neue Jahr. Rückblicke hingegen mag ich sehr. Deshalb nehme ich auch sehr gerne das Blogstöckchen von @swissroman an.

1. Meine liebste Twitterdiskussion in diesem Jahr handelte von…
Alle Diskussionen mit Leserinnen und Lesern über #laviniamorgan, mein erstes Buch. Das war befruchtend und wunderschön.

2. Wo holt Ihr die verlässlichsten Informationen im Netz?
Schwierige Frage. Ich gleiche ab, frage nach. Ich tausche mich mit Freunden aus. Ich bin misstrauischer geworden…

3. Fremde Menschen sollen miteinander über Social Media in Kontakt treten, weil…
sich so sehr oft Menschen kennenlernen, die als Freunde zusammenpassen. Die Sprache ist der Weg, über Landes- und Kulturgrenzen hinweg. Wenn sie sich dann im RL treffen, entstehen tolle Gespräche und Nähe.

4. Was verpassen Menschen ohne Internetzugang (gewollt oder ungewollt)?
Ich lebe seit 2001 mit Internetzugang. Diese Frage kann ich nicht beantworten bzw. masse ich mir nicht an, anderen Menschen irgendwas zu erzählen, was sie vielleicht gar nicht interessiert.

5. Wie hat Social Media Eure Lebensqualität verändert?
Das Leben ist irgendwie schneller geworden. Ich begrüsse die Möglichkeit der sozialen Interaktionen, die Möglichkeit, Menschen zu treffen, die ich sonst niemals im Leben kennen gelernt hätte. Themen wie Politik und Feminismus sind für mich noch wichtiger geworden als vorher. Ich tausche mir mehr aus als früher.

6. Welche Erfindung hättet Ihr gerne gemacht?
Das Rad.

7. Was hättet Ihr an Eurem 20. Geburtstag, wenn es denn da Twitter schon gegeben hätte, vertwittert?
David Bowie sieht wirklich toll aus.

Bonusfrage:

Welche 5 Gegenstände sind in Eurem Leben heute unabdingbar ?
Zündhölzer, Wattepad, Camouflage, Ohrenstäbli, Smartphone

Für 2014 wünsche ich meinen Lesern alles Liebe und Gute.

Hier sind meine 5 Fragen, die ich gerne einigen meiner liebsten Twitterer/Blogger stellen möchte

@querdenkender weil er den meines Erachtens besten Blog über Autismus betreibt

@fatimavidal  weil sie über Männer und Frauen mit sehr viel Leichtigkeit und Witz schreibt

@yseult weil sie Philosophin und Mutter ist und ich gerne mit ihr diskutiere

@nightlibrarian weil Museumsbesuche mit ihr ein Highlight sind.

@ellenCHSG weil klug, witzig und belesen

1. worüber hast Du dich auf Twitter 2013 am meisten gefreut?

2. Worüber hast Du dich geärgert?

3. Ganz ehrlich, was bedeutet Dir Facebook?

4. Welche Zeitschriften und Zeitungen liest Du?

5. Wie sehen Social Media in fünf Jahren aus?

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Feminismus, Frauen, Männer, Medien

Wenn ein Frauenmörder von einer Journalistin zum Opfer gemacht wird

Frauenverachtung zeigt sich in vielerlei Facetten. Auf Twitter bin ich via Daniel Menna auf folgenden Zeitungsausschnitt gestossen:

Ich war schockiert, denn natürlich erinnere ich mich noch sehr gut an jene Tage, an denen Cantat Marie Trintignant erschlug.
Als Anhängerin des französischen Kinos traf mich die Nachricht, dass eine meiner absoluten Lieblingsactricen tot war, wie ein Schlag.

Mehr und mehr kamen die Details des Todes von Trintignant ans Licht. Gewalt. Eifersucht. Leidenschaft. Am Ende ist Marie tot, Cantat wird verhaftet und versucht, sich das Leben zu nehmen. Sehr dramatisch.

Das muss sich auch die Journalistin Brigitta Niederhauser gedacht haben. Ihre Rezension von Cantats neuer CD ist einerseits berührend, andererseits lässt sie einen sensiblen Menschen erstarren. So schreibt Niederhauser über „die Katastrophen, die Cantat widerfahren sind“.

Sprachlich gesehen ist diese Formulierung tatsächlich eine „Katastrophe“.
Cantat wird von Niederhauser hingestellt, als sei er ein Opfer, dem etwas furchtbares geschehen ist. Dass dieser Mann eine Frau getötet hat, ist hier nur noch eine Fussnote, eine Unterstreichung des tragischen Duktus dieses traurigen Helden.

Nachtrag vom 13.12.2013
Cantat wird in Frankreich in gewissen Kreisen als romantischer Held gefeiert. Doch offenbar nicht nur dort. Dabei sollte doch nicht vergessen gehen, wie er seine Freundin Marie getötet hat:
Er versetzte ihr mindestens vier schwere Ohrfeigen. Dabei trug er an seinen Händen grosse Metallringe. Er war angetrunken. Im Autopsiebericht steht, dass der Täter mehrfach Gewalt angewendet und Maries Kopf „in einen Punchingball verwandelt“ habe.
Frau stellt sich hier die Frage, was eine weibliche Journalistin dazu antreibt, eine hormongeschwängerte Liebesode an einen Mann zu schreiben, der einen Menschen derart zugerichtet hat. Mir dreht sich der Magen um.

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Feminismus, Medien

Einmal Bildung bitte fürs Schweizer Fernsehen!

Das mit der Frauenbewegung ist ja so eine Art running gag in der Schweiz. Die einen finden, es braucht’s nicht, weil wir Schweizer Frauen ja soooo privilegiert sind. Die anderen finden, darunter auch ich, dass es immer wieder fragwürdige Anzeichen gibt, wie es um den Stellenwert der Schweizer Frau als solches bestellt ist.

Das beste Beispiel ist dieses leidige „Prestigeprojekt“ des Schweizer Farbenfernsehens namens „Die Schweizer“. Im November werden unter anderem „vier abendfüllende Filme über sechs grosse Figuren der Schweizer Geschichte“ ausgestrahlt. Weil es ein Prestigeprojekt ist, kostet es auch nur fünf Millionen Franken. Da bin ich aber sehr froh!

Natürlich dreht sich keiner der vier Filme um eine Frau, genau so wenig wie eine Frau bei den „sechs grossen Figuren der Schweizer Geschichte“ zu finden wäre.

Ich gehöre beileibe nicht zu den Frauen, die darauf bestehen, dass man dieses mediale Geschichtsobjekt „Die SchweizerInnen“ hätte nennen sollen. Sprachliches Hickhack stösst mich als Autorin ab.

Ist es aber wirklich so, dass es keine historisch spannenden Frauen gab? Was ist mit Anna Göldi, der Frau, die als letzte Hexe hingerichtet wurde? Zu wenig interessant?

Dann wäre da Carmen Mory, eine Gestapo-Agentin, zugegebenermassen keine Heldin, aber dennoch eine höchst interessante Figur.

Dann wäre da noch Iris von Roten. Ihre Lebensgeschichte hat doch zumindest die Schweiz geprägt? Ein zu heisses Eisen?

Was ist mit Sophie Taeuber-Arp? Mit Clara Thalmann? Die kennen die Herren vom Schweizer Fernsehen wohl nicht…

Bitte verstehen Sie mich recht: ich liebe historische Projekte. Ich finde es wichtig, dass gerade das Schweizer Altherren-Fernsehen den Zuschauern ermöglicht, sich weiterzubilden. Doch zur Geschichte der Schweiz gehören nun mal auch Frauen, um so mehr, als dass diese bis in die 70er des letzten Jahrhunderts nicht einmal bundesweit abstimmen durften. Gilt nur: Irgendwer hat die ganzen „grossen Figuren der Schweizer“ geboren. Dass es auch noch andere gab und gibt, ist also nicht publikumswirksam? Ein Frauenbild, das die Frau zu Mutter und Herrin im Haus degradiert, ist altmodisch und einfach nur peinlich.

So wird mir an jenen Abenden wohl nichts anderes übrig bleiben, als umzuschalten. Mitbezahlen darf ich diesen Spass trotzdem.

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Frauen, Männer, Medien

Über Frauenhass, Opferschutz, Täterrechte und die politische Meinungsmache.

Der Fall der toten Sozialtherapeutin Adeline berührt mich sehr.
Ich bin betroffen, weil sie eine Frau in meinem Alter war, Mutter eines kleinen Kindes und berufstätig in einer Branche, über die die Mehrheit der Bürger nicht viel weiss und deshalb umso mehr mutmasst.

Schon als Adelines Verschwinden in den Medien gemeldet wurde, tauchten erste Mutmassungen auf Kanälen wie Twitter auf. Für die einen war klar, dass die „attraktive Therapeutin“ mit dem Häftling eine Affäre hatte und geflohen war. Hier kommt ganz offen der versteckte Hass auf Frauen, besonders auf jene, die im Sozialbereich tätig sind, ans Licht. Adeline ist plötzlich auf allen Titelseiten. Ihre natürliche Schönheit berührt, doch nun wird diese Frau in den Dreck gezerrt.

Schon kurze Zeit später melden sich Politiker und andere Schattenwesen zu Wort, die Adeline als unfähig und naiv bezeichnen und das System als unbrauchbar markieren. Nur wenige sprechen darüber, dass die Sozialtherapeutin einen Auftrag ausführte, den ihr jemand gegeben hat. Niemand hinterfragt, wie es der Frau dabei ergangen sein mag. „Weg mit der Kuscheljustiz!“ schreien sie. Dass es „Experten“ in was auch immer gab, die dem mutmasslichen Täter Freigang ermöglichten, ist plötzlich unwichtig. Bei einer solch emotionalen Diskussion wird plötzlich jeder Zeitungsleser zum unumstösslichen Experten in Strafrecht, Psychologie und Stammtischphilosophie.

Dann wird Adeline tot aufgefunden. Jemand hat ihr die Kehle durchgeschnitten. Der mutmassliche Täter ist auf der Flucht. Die Medien analysieren den mutmasslichen Täter. Wer ist er? Wie gefährlich ist er? Warum durfte/musste die Frau ihn chauffieren? Die Diskussion geht nun in Richtung „darf eine Frau überhaupt einen solchen Täter alleine begleiten?“. Wir bemerken, dass hier das Bild der schwachen Frau zementiert wird. Gäbe es denselben Aufschrei, wenn ein attraktiver, junger Polizeibeamte gefesselt und getötet worden wäre? Würde man dann nicht eher die Frage nach „warum musste dieser Mensch das alleine tun?“ stellen?

Mir persönlich hängt die politische Diskussion über die Menschenrechte der Täter im Moment zum Hals heraus. Ich bin gegen die Todesstrafe. Ich halte nicht viel von Verstümmelung der Täter. Aber: ich würde mir wünschen, dass die politisch Verantwortlichen sich vermehrt mit den Opfern auseinandersetzten. Kein einziges politisches Lager stellt diese Frage, was symptomatisch für unser Land zu sein scheint. Jeder rettet seine dreckigen Felle ans Land. Die Opfer verkommen zur leidigen Kostenstelle.

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