Feminismus, Frauen, Männer, Medien, Sexismus

Geh kotzen, Mami.

Es gibt Tage, da steht frau auf und denkt nichts Böses. Doch dann liest sie ohne Argwohn einen Artikel im Mamablog und fragt sich, ob sie richtig sieht.

Die Autorin, eine junge Frau und Mutter zweier Kinder macht sich stark dafür, dass Frauen während und nach der Schwangerschaft auf ihre Figur schauen. Nun ist es so, dass ich selber nicht mitreden kann, was das Körpergefühl während einer Schwangerschaft angeht. Ich habe keine Kinder und das ist gut so.

Aber ich ärgere mich, wenn ich diesen Text lese und mir überlege, was er bei einer schwangeren Frau auslöst. Ich mein‘, eine Schwangerschaft ist doch schon anspruchsvoll genug. Man gondelt mehr oder weniger neun Monate mit einem Lebewesen im Bauch herum, ist Hormonschüben ausgesetzt, seltsamen Essgelüsten und lebt trotzdem sein Leben. Vielleicht bin ich eine dämliche Landpomeranze, aber ich kann mich nicht erinnern, dass meine eigene Mutter, die immerhin drei Kinder geboren hat, jemals über ihre Figur schwafelte. Im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, dass ihre Schwangerschaft, ihre rundlichen Formen, alles überstrahlten. Nach der Geburt meiner Geschwister hatte meine Mutter alle Hände voll im Haushalt zu tun. Gewisse Pölsterchen blieben, andere vergingen wieder. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass sich mein Vater jemals zur Post-Schwangerschafts-Figur meiner Mutter geäussert hätte.

Was ist es dann?
Wir Frauen sind ja offenbar vermehrt einem Schönheitsideal ausgeliefert, das uns suggeriert, schön, jung, dünn und verführerisch zu sein. Anders kann ich mir den Mamablog-Text nicht erklären. Ist es wirklich das Ziel, dass wir Frauen wenige Wochen nach einer Geburt, einem der einschneidendsten Erlebnisse, gleich wieder aussehen, als hätten wir es nie getan? Geht es darum, dass wir so schnell als möglich wieder zu unbeschwerten Fick-Barbies werden? Ist das etwas nicht utopisch?

Ich kenne glücklicherweise keine Frau in meinem Umfeld, die sich während und nach einer Schwangerschaft so verhalten hätte. Im Gegenteil. Meine schwangeren Freundinnen wurden gelassen und entspannter, was ihren Körper anging. Sie liessen sich nicht gehen! Dazu hatten sie übrigens keine Zeit. Sie arbeiteten zuhause, sorgten für ihr Kind und verarbeiteten das Geschehene.

Sind es die Männer?
Man könnte natürlich auch darauf kommen, dass die Männer dran schuld sind. Vielleicht sind sie es, die ihren faulen, sich gehenlassenden Ex-Geliebten und Jetzt-Ehefrauen und Austrägerinnen der eigenen Brut Druck machen. Welcher Mann will denn schon eine Frau an seiner Seite, die eine ausgeleierte Vagina, Schwangerschaftsstreifen und einen schlabbrigen Bauch hat?

Auch hier komme ich nicht weiter. Die Männer, die Väter, die ich kenne, unterstützen und lieben ihre Frauen. Für sie war die Schwangerschaft ebenfalls ein bahnbrechendes Erlebnis. Und ganz im Ernst, wenn ein Mann seine Frau auffordern würde, auf ihre Figur zu achten und schnell wieder abzunehmen (damit sie wieder ansehbar und sexy ist), gehört er aus ihrem Schlafzimmer, noch besser aus ihrem Leben, verbannt.

Also vermute ich, dass dieser Text das Hirngespinst einer angespannten, unrealistischen Frau ist. Das solls ja geben. Allerdings sollten solche Frauen nicht unbedingt Kinder austragen, sondern sich ein Tamagotchi, und ja nicht ein Tier!, anschaffen. Damit ersparen sie sich Ärger (gibt Falten, Mädel) und uns Lesern saublöde Artikel. Darauf verwette ich meinen Arsch!

Standard