Feminismus, Frauen, Männer

Ein Liebhaber ist ein Liebhaber ist ein Liebhaber

Ein Text mit freundlicher Unterstützung von Sascha Nggalai Erni

Achtung: Ironie-Warnung

Manchmal wundere ich mich schon, mit welcher grenzenlosen Selbstüberschätzung sich gewisse Wirtschaftsexponenten über ihre Glaubenssätze äussern.

Arbeiten, arbeiten, arbeiten ist die Devise jener Männer, die sich auch noch in der Öffentlichkeit rühmen, dass sie ihre Kinder nur selten sehen. Ich frage mich ernsthaft. warum diese Sorte Mann sich überhaupt dazu herablässt, sich fortzupflanzen, wenn sie denn noch nicht mal den eigenen Nachwuchs geniessen und aufwachsen sehen will. Natürlich ist die Aufzucht dieser Lebewesen Sache der Frau aka die brave Ehefrau.

Ich mag es gar nicht bewerten, doch ein Hinterfragen muss erlaubt sein:
Warum tut man sich so etwas an? Warum heiratet man als Frau einen Mann, der nie anwesend ist? Warum teilt man sein Leben mit einem Menschen, der sich lieber zu Tode arbeitet, als ein präsentes Familienmitglied zu sein? Was ist das für eine Gesellschaft, die den Männern solche Werte vermittelt und sie so ins Burnout oder den frühen Tod treibt?

Ich kenne einige Frauen, die mit sogenannten Alpha-Männchen verheiratet sind.
Das Leben dieser Frauen mag auf den ersten Blick angenehm sein, schliesslich ist immer genügend Geld da. Das Ansehen ist ihnen gewiss. Das verehelichte Haus liegt freistehend, die Nachbarn sind nett und doch genügend weit enfernt.

Doch genügt dieses Leben wirklich?
Reicht es, wenn ich genügend Geld habe, mir regelmässig Schuhe von Prada zu kaufen?
Bin ich zufrieden, wenn meine Kinder auf eine Privatschule gehen, wo man ihnen einimpft, wie viel besser sie als andere Kinder sind? Reicht es mir, wenn ich mit einem Porsche Cayenne durch mein Quartier donnern und die Kinder in den Unterricht bringen kann?

Mitte 30 scheint die Frau als solche auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Schönheit und ihrer sexuellen Lust. Just in dieser Zeit werden wir in Küchen und schöne Häuser verbannt, wo wir die Kinder, den Labrador und den Koi-Teich beaufsichtigen. Der Mann arbeitet, was auch immer, und bringt das Geld nach Hause.

Die Zärtlichkeit zwischen den einstmals Liebenden und das Ausleben der Sexualität kommen zu kurz. Die Männer fallen spätnachts wie tote Fliegen in ihre ehelichen Betten, während die Ehefrauen sich über die Arbeit im Quartierkomitee, Allergien der Kinder, Nachhilfeunterricht, den Impftermin des Hundes und ihre nicht mehr so straffen Brüste Gedanken machen.

Besonders fortschrittliche Familienverbunde leisten sich eine Putzfrau oder ein Au-Pair, um Mami zu entlasten, damit sie sich wenigstens nur noch halb erschöpft ins Zumba oder Poweryoga schleppen kann.
Sehr viel weniger kosten würde ein Ansatz, der alle glücklich macht: ein Liebhaber.

Ja, Sie haben richtig gelesen.

Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der verheirateten Frauen, ja aller Ehepaare, ausgeglichener wäre, wenn sie sich einen Liebhaber suchen und ihrem Mann die Existenz der offenen Ehe eröffnen würde.

Dieser Ansatz hat mehrere Vorteile:

1. Die Ehefrau bekommt Komplimente und kann regelmässig ihre Sexualität ausleben. Dadurch fühlt sie sich (endlich wieder) wahrgenommen und attraktiver. Eine zufriedene Frau ist kreativer, glücklicher und sorgt so für eine gute Atmosphäre. Sie würde von ihren Kindern als weniger verbittert wahrgenommen, was auf deren Entwicklung und Menschenbild bestimmt einen positiven Einfluss hätte.

2. Der Ehemann würde von Schuldgefühlen entlastet werden und könnte sich seiner Frau wieder freier zuwenden (und ihre wiedergefundene Lebenslust entdecken). Dadurch wäre auch er zufriedener, erfolgreicher und gesünder. Da die eheliche Beischlafpflicht entfällt, hat er mehr Zeit für Powerpoint und Power-Lunch!

3. Der Liebhaber könnte sich ein Bild von der Ehe an sich machen, falls er denn nicht verheiratet ist. Wenn er sich bereits im heiligen Stande der Ehe befindet, wüsste er, was er tun müsste, um sich das Leben mit seiner Frau zu erleichtern; also nach einem Liebhaber für die eigene Frau zu suchen, um Terminprobleme zu minimieren.

4. Die Kinder gewinnen auch: Einem anwesenden Liebhaber kann man häufiger Fragen stellen als einem abwesenden Vater. zB so Dinge wie „Wer sind Sie und was tun Sie hier?“

5. Ich bin davon überzeugt, dass auch das Quartierleben durch soziale Interaktion aka Tratsch aufgewertet würde. Statt über schlecht gemähte Rasen oder den lärmenden Auspuff des Porsche Cayenne zu lästern, kann man sich interessanteren Dingen zuwenden, wie zum Beispiel „Wer war denn das, und was macht der bei der Frau CEO?“

Ich plädiere dafür, die Klemmkeile aus den ehelichen Köpfen zu entfernen oder gar nicht erst zu heiraten.

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4 Gedanken zu “Ein Liebhaber ist ein Liebhaber ist ein Liebhaber

  1. Rolf A. Schweizer schreibt:

    Denke, entgegen steht die eheliche Pflicht zur Treue. Die notwendige Flexibilität, Dauer-Seitensprünge ohne Schaden zu leben, haben wohl nur ganz wenige.

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  2. Miranda Vogt schreibt:

    Bravo Sascha ! – Ich bin der Ansicht, dass solche Leute (Mann – wie Frau) KEINE KINDER haben sollten! – Kinder als alleinige Aufgabe der Frau anzusehen ist auf jeden Fall verkehrt! Andererseits … – wo? Sind die Firmen, die (vor allem) Männer in Teilzeit-Anstellungen fördern?

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    • Also, ich hab nur etwas Hirn-Ping-Pong und glaubs zwei Sätze beigesteuert. Das ist pure Zora Debrunner. 😉

      Aber ja, ich hab mich auch über den Adecco-Menschen geärgert. Fühlte mich ein bisserl wie in Mad Men oder so.

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  3. Schmieli schreibt:

    …gar nicht erst zu heiraten – oder sicher nicht so einen! Sondern einen veritablen Partner, wenn schon. Einer, der auch der Frau den Rücken freihält, wenn sie das will und braucht.

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