Frauen, Sexualität

Hoch die Tassen!

Vor einigen Wochen regte ich mich darüber auf, dass die Migros grossartig Werbung auf Facebook für ihre neue Menstruationstasse „Me Luna“ macht, die man hier im ganzen Toggenburg aber leider nirgends in einem Laden anschauen und kaufen kann. Vom Social Media Team erhielt ich per Post eine Test-Tasse, die ich ausprobieren konnte. Nun ist es so, dass ich seit den frühen 90ern des letzten Jahrhunderts mit Frauenhygiene-Produkten sozialisiert wurde und diese Geschichte ist eine eher gruusige. Je nachdem, wo ich als Teenager lebte, bekam ich absolut furchtbar dicke Binden vorgesetzt, was für mich ein Albtraum war. Meine Omi meinte dann aber: „Sei froh, in den 40ern wars noch schlimmer.“ Binden – der grosse Ekelfaktor Für mich stand früh fest, dass sich Binden und mein Wunsch nach Bewegung nicht vertrugen. Ich stieg um auf Tampons. Es war auch sonnenklar, dass frau nicht über ihre Menstruation sprach. Schmerzen und Ängste waren eine Sache, die ich lange mit mir alleine ausmachte. Mittlerweile bin ich 41 und schaue auf eine bald 30jährige Menstruationskarriere zurück. Ich kann nicht verheimlichen, dass ich mich nun auf die Zeit freue, wo mein Körper nicht mehr jeden Monat blutet und schmerzt. Ich bin es müde, mir regelmässig Tampons zu kaufen und an meinen Monatsrhythmus, trotz App, zu denken. Welcher Tassen-Typ bist du? Vor Gebrauch gilt es, die Tasse auszukochen und die Hände zu desinfizieren. Jessica B. hat auf ihrer Seite einige gute Tipps. Wichtig ist unter anderem auch, die Packungsbeilage der Tasse zu lesen. Beispielsweise steht da geschrieben, dass die Tasse nicht vor Schwangerschaft schützt. Ähä. Das lege ich dann mal als Hinweis für die einfacheren Gemüter unter uns Frauen ab. Dementsprechend war ich gespannt auf die „Tasse“. Es galt zuerst zu entscheiden, welcher Tassen-Typ ich bin. Ich bin wie gesagt 41, habe nie ein Kind geboren, leide aber seit über 20 Jahren an schweren Krämpfen während der Menstruation. Über die Menge an Schmerzmitteln (und Ratschlägen) schweige ich mich aus. Gebrauchsanweisung lesen, auch wenns schwer fällt! Es empfiehlt sich, beim Ausleeren der Tasse ein Lavabo im WC zu haben. Andernfalls wird’s tatsächlich etwas gruselig und Stephen Kings Carrie lässt grüssen. Auch ist frau beim Gebrauch und Waschen ihrer Tasse mit den eigenen Körperflüssigkeiten konfrontiert. Je nach seelischer Konstitution heisst es da Auseinandersetzung mit dem eigenen Ekelgefühl, was sich aber bestimmt schnell legen wird. Wirklich positiv empfinde ich persönlich die Wirkung auf meinen Körper. Trotz Blutung brauchte ich kein Schmerzmittel. Das ist für mich eine wirklich krasse Erfahrung, weil ich Menstruation und starke Schmerzen praktisch als Synonym brauchte. Der Unterdruck, den die Tasse auf die Gebärmutter ausübt, wirkt hier wahre Wunder. Mein Fazit Mit 19.80 ist die Tasse nicht ganz billig, der Preis ist aber im Vergleich zum Müll und den Kosten für überteuerte Hygieneprodukte, die frau sonst während ihrer Tage produziert, ok. Die Verwendung der Tasse ist unkompliziert. Wünschenswert wäre nun, dass die Migros ihre Tassen auch im hinterletzten Kaff ins Damenhygiene-Regal stellt. Die Umwelt und wir von Blutungen und schlechter Laune geplagten Frauen sagen herzlich danke!!
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2 Gedanken zu “Hoch die Tassen!

  1. Vorteil der Tasse ist die Art des „Freien Menstruieren“ welches man auch ohne Tasse machen kann, es aber so viel mehr Zeit und Übung braucht. Hilft ungemein gegen Schmerzen 🙂

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