Gestern abend hatte ich das (zweifelhafte) Vergnügen, am sogenannten Aperitif-Podium der SP Zürich beizuwohnen.
Zweifelhaft deshalb, weil ich mich als thurgovienne par coeur und sogenanntes Büezerkind auf einem absolut fremden Planeten wähnte.
Ich meine: diese älteren, ehrenwerten Herr- und Frauschaften wirkten eher so, als ob sie in ihrer Freizeit zu gerne in den Chanel-Sale an der Bahnhofsstrasse gehen. Die sahen nicht so aus, als ob sie sich wirklich für die Karriere von uns Frauen zwischen 18 und 40 interessierten. Definitiv nicht meine Welt!
Die Diskussion über Quoten und Frauen war denn auch sehr abstrakt und nicht wirklich an der Realität der meisten Frauen der Stadt (und wahrscheinlich der ganzen Schweiz) festgemacht.
Die meisten Frauen haben nämlich nicht Physik studiert. Wir sind keine Professorinnen und wir sind keine Kaderfrauen im oberen Segment. Ist die Frauenquote wirklich etwas, was die meisten Frauen betrifft? Braucht es nicht eine Auseinandersetzung mit den alltäglichen Themen, die uns begegnen?
Was nützt mir als angehende Führungsfrau eine Quote, wenn ich zwar das Kind und die Katze unter Dach und Fach weiss, aber nicht die Oma?
Spielt wirklich das Spielzeug, das ich als Mädchen in die Hände bekomme, eine tragende Rolle, ob ich mal einen Betrieb mit 1500 gröhlenden Angestellten managen kann? Ist das nicht einfach eine Ablenkung? Wer bestimmt denn, was weiblich und männlich und gut und schlecht ist?
Bestes Beispiel dafür war für mich im Saal eine Dame, die sich aufregte, weil eine andere Frau das Wort „Saugoof“ benützte. Mehrere Male! Sie hat sich darüber beschwert, dass die andere Frau so redete. Gleichberechtigung beginnt doch damit, dass wir uns gegenseitig unsere Sprache lassen. Ohne Bewertung, bitteschön. Im Toggenburg ist „Goof“ übrigens auch kein Schimpfwort. Aber lassen wir das, eine Tsürcherin würde das auch gar nicht verstehen.
Es ist doch so, dass in Pflege und Betreuung mehrheitlich Frauen arbeiten. In den Führungspositionen sitzen dann aber Männer. Woran liegt das? Trifft Herrn B.’s Aussage zu, dass man in unserem Beruf keine Bildung braucht, da man ja eh nur Ärsche wischen muss? Und: Ändert die Frauenquote da wirklich was?
Ich denke, die Frauenquote braucht es nur dann, wenn jeder von uns fest zementierte Männer- und Frauenbilder im Kopf mit sich trägt. Ich kann genauso gut einen Betrieb führen, wie mein Mann, der dank reduziertem Pensum zuhause für Kind, Katze und Oma schauen kann.
In diesem Sinne: Huere Gopfertelli Siech nomole.